Der Genuss vom biologischen Marktgärtnern

Am Nordende des Lauteracher Rieds baut Daniel Köllinger eine bunte Vielfalt an Biogemüse an. Der junge Harder hat sich ganz dem Market Gardening verschrieben und baut für die Sutterlüty Ländlemärkte Knoblauch und Fenchel an.

Der Tausendsassa auf dem Land und der Genuss vom biologischen Marktgärtnern

Kölle – so kennt Daniel inzwischen jeder – lädt uns an einem der ungewöhnlich warmen Märztage auf sein Feld. gleich neben der Schrebergartensiedlung Lerchenau in Hard ein. Denn hier, so erklärt er uns gleich, sollen bis in den Herbst hinein unser Bio-Knoblauch und -Fenchelknollen gedeihen. Auf den ersten Blick wirkt das Streifchen Land neben den großen Bauernhöfen der Umgebung etwas mickrig. Doch bei einer Rundschau über den knappen Dreiviertel-Hektar kommen wir ob der Vielfalt schnell ins Staunen: In Tunneln gibt es verschiedene Arten von Salaten, darauf folgt eine ganze Beerenplantage mit unterschiedlichsten Sorten, und in der Mitte thront ein alter Wohnwagen, quasi als Organisationsbasis. Dahinter finden sich mehrere Beete, die im März noch mit Wintergemüse belegt sind, Kräuterstauden und ein Feigenbaumprojekt; und links davon über die ganze Länge ist der Acker für Zucchini und unsere Fenchelknollen angelegt. Kaum zu glauben, dass auf einer so kleinen Fläche gleich so viel wachsen kann! Insgesamt kümmert sich Kölle um rund vierzig Arten Gemüse in hundert Variationen, mehr als zwanzig Kräuter- und zehn Obstsorten. „Das ist das Prinzip des Market Gardening“, klärt uns Kölle auf und fängt gleich mitten auf dem Feld an, aus dem Nähkästchen zu plaudern. Von Nährstoffen, Mikroorganismen, Broadfork und No-Till. So viel Information auf einmal müssen wir erst einmal setzen lassen – und nehmen zu diesem Zweck vor dem Caravan, also in seinem lichtdurchfluteten Pausenraum, Platz.

Füttere den Boden

Kölle ist zwar erst in seinem dritten Geschäftsjahr als Marktgärtner unterwegs, im Gespräch stellt sich aber schnell heraus, dass er weiß, wovon er spricht. Vor seinem Gartenprojekt hat er Agrarwissenschaften studiert und kennt sich deshalb mit landwirtschaftlichen Abläufen bestens aus. Die eigentliche Motivation zu seinem Projekt kommt aber aus der Corona-Zeit, denn bei einem Selbstversorgungsgrad von nur 7 % bei Gemüse in Vorarlberg kommt man in Krisenzeiten schon mal ins Nachdenken. Über sein Studium hinaus hat sich Kölle deshalb mit den Lehren der Pioniere des modernen Marktgärtnerns – wie Eliot Coleman oder Jean-Martin Fortier – auseinandergesetzt und bald erkannt, dass dies für ihn den richtigen Weg darstellt. Das Prinzip der Marktgärtnerei ist schnell erklärt: Auf kleiner Fläche wird eine große Artenviel-falt angebaut, die auf dem Markt angeboten werden kann. Der Boden ist dabei eine kostbare Ressource, die besonders schonend behandelt wird. Das bedeutet, dass Kölle auf große Maschinen, die den Boden stark verdichten, praktisch vollkommen verzichtet und stattdessen so viel wie möglich von Hand macht. Das klingt nach einem riesigen Mehraufwand, den Kölle aber für die Bodengesundheit gerne in Kauf nimmt: „Wenn es der Erde gut geht, geht es den Pflanzen gut und sie sind weniger anfällig für Schädlinge oder Krankheitserreger. Dafür sind gerade die Mikroorganismen unglaublich wichtig, die vor allem in den ersten fünf Zentimetern Erde stecken.“ „Feed the soil, not the plant“, also: „Füttere den Boden, nicht die Pflanze“, würde Charles Dowding, der Entwickler des „Gärtnerns ohne umgraben“, dazu sagen. Auf diese Weise muss der Boden auch kaum gedüngt werden. Bei den kleinen Beeten reicht eine Kompostgabe im Herbst. Damit Knoblauch und Fenchel auch optimal gedeihen, gibt es für sie einen Bio-Bodenaktivator obendrein.

 

Immer was zu tun

Natürlich bedeutet diese Art der Landwirtschaft ein großes Maß an körperlicher Arbeit. „70 bis 80 Stunden die Woche sind in der Hauptsaison normal, aber weil ich gerne herumexperimentiere und Neues ausprobiere, ist es schwer zu sagen, wo das Hobby aufhört und das Schaffa anfängt.“ Außerdem ist Kölle sein eigener Chef und genießt es, dass er sich die Zeit einteilen kann, wie es ihm gefällt. Natürlich startet sein Arbeitstag für gewöhnlich schon mit Tagesanbruch, aber wenn er müde ist, macht er eine Pause und legt sich auch mal kurz in die Hängematte oder geht im Sommer am späten Nachmittag eine Runde im Jannersee baden, bevor er am Abend sein Tagwerk beendet. Die Ernte vertreibt er in Gemüsekisten, über Gemeinschaftsverpfleger – und bei Sutterlüty. Die Überproduktion kommt dem Verein „Tischlein deck dich“ zugute. Nach der Saison im Winter wird es ruhiger, aber auch für diese Zeit fallen Arbeiten an: Die mehrjährigen Pflanzen werden auf den Winter vorbereitet und der Kalenderwochenplan für das neue Pflanzjahr entsteht. Gar kein leichtes Unterfangen, denn neben dem Hauptfeld kümmert er sich um ein neues Blumen- und Kürbisprojekt bei der Unterführung Rotachstraße, im Lustenauer Ried wachsen bald seine Beeren, und das Lagergemüse kommt auf ein Feld in Hard. Außerdem gedeihen im Frühjahr unzählige Jungpflanzen – bis auf wenige Ausnahmen kommt bei Kölle alles aus eigener Zucht –, und in einem Gewächshaus in Gaißau sprießen neben vielen anderen Pflänzchen unsere leckeren Eichblattsalate.

Genuss in vier Sätzen

Im Gewächshaus zieht er auch die Fenchelpflänzchen vor, die dann etwa ab Ende April im vorbereiteten Stück Acker weiterwachsen. Der erste Satz Jungpflanzen bekommt auf dem Feld noch ein Vlies als Kälteschutz. Beim Fenchel gehen nun alle zwei Wochen rund 1200 Stück in den Boden. Gedeiht der zweite Satz schön, wagt sich Kölle auch an die Aussaat eines vierten Satzes. So kann er abschätzen, wie es in diesem Jahr mit möglichen Krankheiten aussieht; denn Chemie kommt auf seinen Feldern überhaupt nicht zum Einsatz. „Auch kein Kupfer“, sagt er bestimmt, „aber sehr wohl Schachtelhalmextrakt als Blattstärkung oder Neemöl zur biologischen Schädlingsbekämpfung.“ Der Kreislauf von gesundem Boden, starken Pflanzen, chemiefreier Zucht und reicher Ernte ist ihm besonders wichtig, denn „diese Art von biologischem Anbau ist nicht nur mega effizient, sondern auch richtig nachhaltig.“

 

 

Von der Ernte in den Markt

Ist das Gemüse erst einmal erntereif, geht es schnurstracks auf den Markt. Für Sutterlüty erntet Kölle den Knoblauch und Fenchel am frühen Morgen und bringt sie direkt zu unserem Logistiker Schluge, sodass das knackfrische Gemüse noch am selben Tag im Ländlemarkt angeboten werden kann. Über die Partnerschaft mit Sutterlüty ist er b’sundrig froh, denn man teilt die Vorstellungen von Nachhaltigkeit und Regionalität. „Super nice ist auch das beidseitige Vertrauen – beim Sutterlüty lebt man noch wahre Handschlagqualität!“ Richtig nice ist schließlich auch die einmalige Bio-Qualität von Kölles Knoblauch und Fenchelknollen. Als wir im April für ein paar Fotos von den ersten Trieben im Freien nochmals vorbeischauen, hoffen wir auf jeden Fall auf einen vierten Satz und eine lange Saison bis spät in den Herbst mit dem herrlichen Gemüse von Kölle’s Market Garden.

Daniel Köllinger
Kölle’s Market Garden
Rotachstraße 11 b, 6971 Hard
Tel. +43(0)664/2330980
daniel.koellinger@hotmail.com