Hallo Hanf!

Hanftee, Hanföl oder Hanfsamen sind gern gesehene Zutaten in der herbstlichen Küche. Sie sind vielfältig einsetzbar und besonders reich an wertvollen Inhaltsstoffen.

Was sind THC und CBD?

In der Hanfpflanze konnten bislang 400 unterschiedliche Substanzen nachgewiesen werden. Zu den bekanntesten gehören das psychoaktive Tetrahydrocannabinol (THC) sowie Cannabidiol (CBD). Im Gegensatz zum THC verursacht CBD kein „High“, findet jedoch bei zahlreichen Beschwerden Anwendung. CBD ist in Hanfblättern und -blüten, nicht aber in den Samen enthalten.

„Mama, krieg ich mal die Hanfsamen?“

Noch vor wenigen Jahren hätten Fragen wie diese die Stimmung am heimischen Frühstückstisch möglicherweise kippen lassen. Heute hängt der Haussegen schlimmstenfalls deshalb schief, weil jeder als Erstes die kernigen Proteinbomben übers Müsli streuen will.

Hanf als Lebensmittel steht derzeit voll im Superfood-Rampenlicht. Ernährungsbewusste Genießer haben in den Ländlemärkten sicherlich längst Hanftee, Hanföl und Hanfsamen der in Vorarlberg ansässigen Dr. Feurstein Medical Hemp GmbH, besser bekannt unter der Marke Hanafsan, entdeckt. Dr. Daniel Feursteins Faszination für diese facettenreiche Nutzpflanze wurde während seiner Arbeit in der Krebsforschung geweckt. Gemeinsam mit einem sechsköpfigen Team widmet er sich in seinem 2017 gegründeten Unternehmen daher hauptsächlich der Erforschung und Entwicklung von Therapiemöglichkeiten durch medizinischen Hanf. Zudem wird die vielseitige Nutzpflanze bei Hanafsan in der Produktionsstätte in Rankweil zu Kosmetik und zukünftig auch zu Lebensmitteln verarbeitet.

„Viel von unserer Arbeit besteht darin, die Menschen zu informieren“, erklärt uns Dr. Feurstein, während wir ihm in die Produktions- und Forschungsräumlichkeiten in Rankweil folgen. Dabei sind der Anbau und die Verarbeitung von Nutzhanf in Vorarlberg keineswegs eine neumodische Erscheinung. Auf die alte Tradition von Hanf im Ländle weist etwa noch immer der Straßenname „Hanfland“ in Nenzing, Frastanz, Feldkirch, Götzis und Altach hin.

Hanftee aus Lustenau

Eine Handvoll junger Landwirte kommt heute wieder auf den Anbau von Nutzhanf zurück. Einer von ihnen ist André Zimmermann. Aus seinem Hanf möchte Hanafsan zukünftig Bio-Hanftee herstellen. Dr. Feurstein reicht uns eine Messschaufel der getrockneten Hanfblätter und -blüten, die der Biochemiker derzeit auf Herz und Nieren auf ihre „Tee-Tauglichkeit“ testet. Wir schnuppern interessiert. Riecht ziemlich gesund und ein bisschen … wie Hanf eben. Anders als das berüchtigte „Gras“ besitzt dieser Nutzhanf wie dieser jedoch keine psychoaktive Wirkung und ist daher in der EU zum Anbau und Verzehr zugelassen. „Wenn man versucht, in Nutzhanfprodukten THC zu finden, ist das, als würde man im Bodensee auf die Suche nach einem Zuckerwürfel gehen“, erklärt uns Dr. Feurstein. „High“ wird man also von Hanftee schon mal nicht. Und auch der CBD-Gehalt ist mit ca. einem Prozent eher gering. Was aber kann der Tee dann? „Ich empfinde den Tee als sehr wohltuend und trinke ihn beispielsweise gerne, wenn ich mir den Magen verdorben habe“, verrät Daniel Feurstein, „viele Menschen mögen aber auch einfach den Geschmack.“ Auch wir sind auf den Geschmack gekommen und wollen uns jetzt einmal ansehen, wo der Rohstoff für den zukünftigen Hanafsan-Bio-Hanftee herkommt.

Für Hanafsan-Produkte kommen ausschließlich in der EU zugelassene Nutzhanfsorten in Bio-Qualität zum Einsatz. Nutzhanf enthält zahlreiche für den menschlichen Organismus wichtige und wertvolle Inhaltsstoffe. Der THC-Gehalt von Nutzhanf muss jedoch unter 0,2 % liegen und ist damit zu gering, um eine psychoaktive Wirkung auf den menschlichen Organismus zu haben.

„Am Anfang haben wir selbst Hanf angebaut“, berichtet Daniel auf dem Weg zu der Lustenauer Hanfplantage. Nachdem der Aufwand jedoch bald nicht mehr zu stemmen war, musste das Unternehmen den Anbau auslagern. Das Problem: Es gibt viel zu wenige Landwirte in Österreich, geschweige denn in Vorarlberg, die Nutzhanf in Bio-Qualität und in ausreichender Menge anbauen. Auch die Ernte von André Zimmermanns Feld reicht noch nicht aus, um bei Hanafsan den Bedarf für die Teeproduktion zu decken. Außerdem ist das Verfahren zur Bio-Zertifikation noch nicht ganz abgeschlossen. Das jedoch wird in den nächsten ein bis zwei Jahren der Fall sein, denn die Nachfrage wächst – und damit auch die Anbaufläche. „Dieses Jahr haben wir für Hanafsan bereits auf 3000 m2 Hanf angebaut“, erfahren wir von André, während wir durch die Ende August schon brusthohen Pflanzen spazieren. „Nach der abgeschlossenen Bio-Zertifizierung planen wir, den Anbau auf 9000 m2 auszubauen, damit wir auch für die Teeproduktion ausreichend regionalen Bio-Hanf zur Verfügung stellen können. Dafür gelten in Lustenau dieselben Richtlinien wie für alle Nutzhanf-Plantagen in ganz Europa: Es darf ausschließlich zertifiziertes und in der EU zugelassenes Nutzhanf-Saatgut verwendet werden. „Da hängt sehr viel Papierkram dran. Vor allem, wenn man wie wir noch dazu auf Bio setzt“, seufzt Dr. Feurstein. Doch wie André ist auch er überzeugt, dass das Potenzial von Bio-Nutzhanf den Aufwand mehr als wert ist.

Hanfsamen und Hanföl aus biologischem Anbau

Bis die Bio-Zertifizierung abgeschlossen ist, ist Hanafsan bei den Hanf-Lebensmitteln also noch auf Partner aus dem Ausland angewiesen. Derzeit stammen die Hanfsamen, das Hanföl und der Hanftee von einem Partner in der Slowakei. Dort werden die Hanfsamen aus zertifiziertem Bio-Anbau in der EU entweder direkt verpackt oder beispielsweise im schonenden Kaltpressverfahren zu Öl weiterverarbeitet. Der Betrieb ist zwar nicht direkt ums Eck, war jedoch der nächstgelegene, der die geforderte Qualität in der benötigten Menge ganzjährig liefern kann. „Das Unternehmen ist bio-zertifiziert, ausschließlich auf Nutzhanfprodukte spezialisiert und seit knapp 20 Jahren auf dem Markt“, argumentiert Dr. Feurstein. Neben der zuverlässigen Zusammenarbeit für ihn entscheidende Kriterien.

Wie aber ist es mit den Lieferwegen aus der Slowakei nach Österreich? „Wir sind natürlich daran interessiert, unseren ökologischen Fußabdruck so klein wie möglich zu halten“, betont Dr. Feurstein. Daher kommt nur alle zwei bis drei Monate eine große Lieferung. Die Zustellung zu Sutterlüty erfolgt dann durch Hanafsan selbst. Damit auch hier keine unnötigen Wege entstehen, werden Bestellungen zusammengefasst – und auch im kleinen Vorarlberg einige Transportkilometer eingespart.

Partnerschaften mit Wachstumspotenzial

Auf dem Weg zurück kommen wir auf die Zukunftspläne des jungen Unternehmens zu sprechen. Langfristig hat Hanafsan sich das Ziel gesetzt, neben der Teeherstellung auch die Öl-Produktion wieder zurück nach Vorarlberg zu holen. „Wir haben ein tolles, kompetentes Team und sowohl die Räumlichkeiten als auch die Herstellungsgenehmigung sind vorhanden“, zeigt sich Dr. Feurstein zuversichtlich.

„Neben den hochwertigen Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren in Hanfprodukten profitiert der Körper vor allem vom Hanfprotein. Dieses ist dem Eiweiß im menschlichen Körper sehr ähnlich und kann daher leicht zu körpereigenem Protein umgebaut werden.“ Ines Alibegovic, Ernährungstrainerin

Eine Ölpressmaschine und entsprechendes Siebwerkzeug, um die bei der Ölherstellung verbleibenden Trester zu Hanfmehl und Proteinpulver weiterzuverarbeiten, wären schnell angeschafft, genauso wie eine Verpackungsmaschine. Es fehlt eigentlich nur noch an ausreichend Hanfsamen in Bio-Qualität aus Österreich, noch besser direkt aus Vorarlberg. Doch auch hier zeigt sich der ambitionierte Unternehmer zuversichtlich: „Wir sind auch mit jungen Bregenzerwälder Hanfbauern im Gespräch, die derzeit gerade in der Experimentierphase sind. Wir hoffen, dass hier nächstes Jahr schon eine Zusammenarbeit zustande kommen kann.“ Wer weiß, vielleicht gibt es ja schon bald mehr Gegenden in Vorarlberg, die sich „Hanfland“ nennen dürfen

DR. RER. NAT. DANIEL FEURSTEIN

Nach dem Biologie-Studium mit Schwerpunkt Biochemie und Pflanzenphysiologie an der Universität Konstanz promovierte Dr. Feurstein am Lehrstuhl für Human- & Umwelttoxikologie. Am Translational Research Institute in den USA untersuchte er neue Wirkstoffe für den Einsatz in der Onkologie. Dr. Feurstein ist Mitglied der American Association for Cancer Research (AACR) und veröffentlichte zahlreiche Artikel in wissenschaftlichen Fachjournalen und Fachbüchern und präsentierte seine Arbeiten auf internationalen Konferenzen.

Vertiefende und weiterführende Informationen zu Inhaltsstoffen und Wirkung von Nutzhanf erhalten Sie auf www.hanafsan.com oder im Hanafsan-Store in Götzis.