Interview mit Alois Hammerl Landbäckerei & Metzgerei Schöch

In der Alois Hammerl Landbäckerei sind die Öfen warm. Doch die Mehrkosten, die das Backen derzeit mit sich bringt, treffen auch das Unternehmen mit Sitz in Hard hart. „Die erste Teuerungswelle haben wir Mitte 2021 gespürt“, erinnert sich Geschäftsführer Simon Grabher. „Damals vor allem bei Verpackungsmaterial und Weizenmehl, im Herbst nach und nach auch bei den anderen Rohstoffen.“ Durch den Russland-Ukraine-Krieg schließlich sind Anfang des Jahres zuerst die Preise für Saaten, wie beispielsweise Sonnenblumenkerne oder Sesam, explodiert. Ein Großteil dieser für die Bäckerei wichtigen Rohstoffe stammt aus dem Osten. Anders beim Weizen. Diesen bezieht die Alois Hammerl Landbäckerei ausschließlich aus Süddeutschland. Dennoch haben auch hier die Preise empfindlich angezogen.

Weizenpreise am Weltmarkt drastisch gestiegen

„Durch den Liefereinbruch aus der Ukraine seit Kriegsbeginn sind die Börsenpreise drastisch gestiegen. Das wirkt sich weltweit auf den Weizenpreis aus“, erklärt Simon Grabher. „Solche Preissprünge wie jetzt haben wir noch nie erlebt“, sagt er. „Früher ging es um Cent-Beträge, heute kostet beispielsweise Hefe auf einen Schlag 30 Prozent mehr.“ Die immer höheren Rohstoffpreise und die explodierenden Energiekosten versucht das Unternehmen so gut es geht in Grenzen zu halten. Alle Mehrkosten auf die Konsument*innen abzuwälzen sei völlig undenkbar, so Grabher.

Alle Mehrkosten auf die Konsument*innen abzuwälzen ist völlig undenkbar.

Energie zu sparen, wo immer es geht, bessere Rohstoffpreise durch größere Chargen zu erzielen und die Arbeitsprozesse effizienter zu gestalten, seien die Maßnahmen, mit denen die Bäckerei versucht, die Preissteigerungen zumindest etwas abzufedern. Ein Umstand, der derzeit allerdings die Handlungsfähigkeit in Sachen Energieeffizienz für die Alois Hammerl Landbäckerei einschränkt, ist die Standort-Frage. Simon Grabher: „Wir platzen aus allen Nähten. Deshalb macht es für uns derzeit keinen Sinn, in das Gebäude zu investieren, weil wir wissen: Hier können wir nicht bleiben.“ Doch die Suche nach einem neuen Standort gestaltet sich sehr schwierig. „Wir hoffen, dass wir bald ein geeignetes Grundstück zwischen Bregenz und Feldkirch finden. “Denn in Sachen Energieeffizienz ließe sich noch einiges machen: Die Installation einer PV-Anlage beispielsweise oder die Nutzung von Abwärme der Backöfen. Eben diese hat die Bäckerei erst vor rund fünf Jahren angeschafft, damals auf dem neuesten Stand der Technik, in der aktuellen Situation ein Problem: „Unsere Backöfen laufen mit Gas“, seufzt Simon Grabher. „Die einzige Alternative wäre auf Öl umzurüsten – das macht keinen Sinn.“

Ein wirtschaftlich stabiles Unternehmen und ein starkes Team

Doch so fordernd die Situation auch sein mag, er bleibt zuversichtlich: „Wir haben in den letzten Jahren ein wirtschaftlich stabiles Unternehmen mit einem starken Team aufgebaut. Das macht es in schwierigen Zeiten etwas einfacher, handlungsfähig zu bleiben. Derzeit fahren wir auf Sicht, aber wir gehen davon aus, dass es auch den Menschen in Vorarlberg ein Anliegen ist, die Lebensmittelversorgung im Land gesichert zu wissen.“ Denn seit Beginn der Pandemie sei ja mehr als deutlich geworden, wo die Globalisierung überall an ihre Grenzen stößt.

Schöch’s Meathouse: Hohe Stromkosten trotz neuer PV-Anlage

„Wenn ich das überstehe, dann schaffe ich alles“, sagt Christof Schöch von Schöch’s Meathouse mit einem Optimismus, der Mut macht. Vor einem Jahr hat der 32-Jährige den Familienbetrieb in Gisingen übernommen. Ungünstiger hätte der Zeitpunkt nicht sein können. Wie bei vielen produzierenden Unternehmen sind es auch hier vor allem die Energiekosten, die dem jungen Unternehmer in dem 80 Jahre alten Gebäude zu schaffen machen. Von der Schlachtung über die Zerlegung bis zur Produktion passieren sämtliche Arbeitsschritte im Betrieb. Vor allem die Kühlräume und die Maschinen zur Fleischverarbeitung sind dabei regelrechte Stromfresser.

Wenn ich das überstehe, dann schaffe ich alles.

Anfang des Jahres hat Christof deshalb eine PV-Anlage bestellt, die Mitte August auch montiert wurde. Die Anlage hat eine Leistung von 30 KWh. „Wir dachten, die Mehrkosten für den Wechselrichter würden eine größere Anlage unrentabel machen, bei den aktuellen Strompreisen hätte sich die zusätzliche Investition allerdings mehr als rentiert“, sagt er heute. „Im April hatten wir eine Stromrechnung von 8.800 Euro“, erzählt er weiter, „im Juli waren es schon über 17.000 Euro.“ Dazu kommen die Mehrkosten für den wichtigsten Rohstoff einer Metzgerei.

Steigende Preise für Schweine und Kälber

Christof Schöch kauft lebende Tiere bei Landwirten und Viehhändlern aus der nächsten Umgebung und ganz Vorarlberg. Vor allem die Preise für Kühe sind eine Zeitlang stark gestiegen. „Die hohe Nachfrage aus Deutschland hat die Preise enorm in die Höhe getrieben.“ Manche Landwirte haben zudem aufgehört, Kälber zu mästen, weil die Fütterung so viel teurer geworden ist. Und auch die Preise für Schweine sind gestiegen. Was dem Unternehmen Kopfzerbrechen bereitet, ist die Frage, wie lange die Kund*innen bereit sind, sein Bekenntnis zur Schlachtung im eigenen Haus und zu regionaler Qualität mitzutragen. „Da wir von Anfang bis Ende alles selbst machen, sind unsere Produkte ohnehin etwas teurer als andere“, sagt Christof Schöch. „Wir versuchen, die Mehrkosten so lange wir können selbst zu tragen. Wenn es gar nicht mehr geht, müssen wir reagieren – oder wir müssen aufhören zu produzieren.“