Natur. Hautnah.

Wie naturnah Körperpflege sein kann, beweist die Art und Weise, wie Ingo Metzler mit seinem Team aus der hofeigenen Molke eine ganz b’sundrige Pflegelinie herstellt. Warum es dafür weder ein Bio-Siegel noch ein Naturkosmetik-Zertifikat braucht und warum stattdessen ein Zubau dringend notwendig war, erzählt uns Ingo Metzler bei unserem Besuch bei Metzler Naturhautnah in Egg persönlich.

Als wir bei Metzler naturhautnah in Egg vorfahren, werden wir schon beim Aussteigen von fröhlichem Meckern aus dem angrenzenden Ziegenstall begrüßt. Hier, im sogenannten Ziegen-Toll-Haus, stehen bei den milden Frühjahrstemperaturen die bodennahen Fenster offen, und gleich aus dem ersten reckt uns ein prächtiger Ziegenbock neugierig den Kopf entgegen – mit einer Frisur, die jeden Rockstar vor Neid erblassen lassen würde. „Erinnere mich bitte daran, dass ich mir so ein Molke-Shampoo besorge“, raunt Christian mir auf dem Weg zu Ingo Metzlers Büro direkt gegenüber zu. Erst als wir im oberen Stock an die Glastür klopfen, haben wir uns wieder halbwegs im Griff.

Doch lange haben wir nicht Zeit zum Durchatmen, denn Ingos Terminplan ist dicht gedrängt. Kein Wunder, schließlich wird aus der Milch der eigenen rund 100 Ziegen und circa einem Dutzend Kühe nicht nur mehrfach ausgezeichneter Käse, sondern auch wertvolle Körperpflege direkt am Hof hergestellt. Da wird jede Hand gebraucht. Darum machen wir uns gleich auf den Weg und schauen uns an, wie die bemerkenswerte Metzler-Molke-Kosmetiklinie entsteht.

Wie kommt man auf die Idee, neben Käse auch Kosmetik herzustellen?

„Wie kommt man auf die Idee, neben Käse auch Kosmetik herzustellen?“, fragen wir nicht nur uns, sondern auch gleich den Chef persönlich. Auch hier hat der Metzlerische Tüftlerdrang seine Finger im Spiel. Denn wenn es darum geht, Ressourcen zu nutzen und nachhaltig zu wirtschaften, dann ist Ingo Metzler nie um eine Idee verlegen.

„Was glaubt ihr, wie viel Käse kann ich aus einem Liter Milch machen?“, will Ingo auch gleich wissen. Da können wir nur raten … „100 Gramm“, erlöst er uns, „die restlichen 900 Gramm sind Molke.“ Annähernd 90 % der Milch wurden also bei der Käseproduktion jahrelang weniger geschätzt. „Mit allen wertvollen Inhaltsstoffen, die in der Molke noch enthalten sind“, ergänzt der innovative Landwirt, der sich nun seit über 26 Jahren intensiv mit der Produktion von Molke-Körperpflege auseinandergesetzt und damit eine ganz eigene Erfolgsgeschichte geschrieben hat.

DAS B’SUNDRIGE AN DER MOLKE-KOSMETIK

Kosmetik besteht generell aus drei Teilen, erfahren wir weiter, während wir dabei zusehen, wie Stefan an der Abfüllmaschine gerade eines der ersten entwickelten Produkte überhaupt, das Lavendel-Duschgel, in die charakteristischen weißen Flaschen abfüllt.

Molke ist der flüssige Anteil der Milch, der bei der Käseherstellung übrig bleibt. Molke ist kein Wundermittel, aber dank einer ganzen Reihe an wertvollen Inhaltsstoffen wie hochwertigem Eiweiß, Milchsäure, Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen kann sie günstig auf den Verdauungstrakt wirken und – beispielsweise als Inhaltsstoff von Körperpflege – den Säureschutzmantel der Hautpositiv beeinflussen.

Was kann Molke?

Der wässrige Teil macht im Durchschnitt ca. 50 % vom Gesamtvolumen aus. Der Rest sind Fette und andere Zusätze wie Kräuter, Düfte und ähnliches. Bei Metzler Naturkosmetik kommt statt Wasser eben Molke in den Tiegel. Und mit ihr eine ganze Reihe an B-Vitaminen, Mineralstoffen und Milchsäure, die selbst anspruchsvoller Haut guttut. Je nachdem, was für ein Produkt entstehen soll, werden noch bestimmte Kräuterauszüge, ätherische Öle, Bienenwachs oder andere natürlich pflegende Substanzen zugesetzt.

Eigenen Lavendel gab’s im Garten bei den Metzlers schon in den ersten Versuchsjahren Anfang der Neunziger. Seit 2007 stammen auch einige weitere der verarbeiteten Kräuter aus dem eigenen Kräutergarten. Um diese Zeit Anfang März wächst und blüht hier natürlich noch nichts. Aber die Extrakte aus dem letzten Jahr können wir uns anschauen.

In den großen, bauchigen Glasgefäßen geben die eingelegten Kräuter ihre Wirkstoffe an die Flüssigkeit ab, die ihrerseits wiederum in den unterschiedlichsten Kosmetikprodukten Anwendung findet. Metzler Naturhautnah steckt also voller natürlicher Inhaltsstoffe, dennoch lesen sich die Etiketten oft wie der reinste Chemie-Krimi. „Wir sind gesetzlich verpflichtet, sämtliche Inhaltsstoffe nach dem sogenannten INCII-Code am Etikett anzuführen. Das ist eine international geltende Deklarations-Form, die allerdings für Laien kaum zu entziffern ist“, löst Ingo das Mysterium.

TRANSPARENZ STATT BIO-SIEGEL

Obwohl bei Metzler nur Natur der Hautnah kommt, trägt die Kosmetiklinie weder ein Naturkosmetik-Zertifikat noch ein Bio-Siegel. Doch auch dafür gibt es einen ganz einfachen Grund: „Die Fülle an unterschiedlichsten Bio-Siegeln und Naturkosmetik-Zertifikaten ist enorm. Und international einheitliche Definitionen gibt es keine. Wirkliche Klarheit lässt sich für den Verbraucher also auch so nicht schaffen“, begründet Ingo seine Zurückhaltung gegenüber diversen Zertifizierungen. Das Familienunternehmen bleibt stattdessen seiner eigenen Philosophie treu: „Wer sich für unsere Produkte und dafür, wie sie gemacht werden, interessiert, ist herzlich eingeladen, uns zu besuchen und sich ganz genau umzuschauen. Vom Stall bis zum Labor, bei uns kann man überall reinschauen“, spricht Ingo Metzler nochmal eine Einladung aus, der jedes Jahr bereits Hunderte Interessierte folgen.

Auch im Neubau, der mittlerweile dank der konstant steigenden Nachfrage nach Metzlers Molke-Pflegeprodukten notwendig geworden ist, wird Transparenz großgeschrieben. Darum begeben auch wir uns als Nächstes, vorschriftsmäßig in Weißraum-Schutzkleidung gehüllt, auf die Besuchergalerie. Von hier aus kann man die gesamte Produktion überblicken. Wie alle Neubauten bei Metzler wurde auch das neue Produktionsgebäude vom Bregenzerwälder Architekten Christian Lässer geplant und von regionalen Unternehmen ausgeführt.

Aktuell arbeiten wir an einer speziellen Pflegelinie für den Mann.

Das sprichwörtliche Glanzstück der neuen Produktion ist die thermische Solaranlage. Unscheinbar ins Gebäude integriert und direkt nach Süden ausgerichtet wird mit den Solarzellen die Lüftung betrieben sowie Raumwärme und Warmwasser für die gesamte Produktion erzeugt – nur mit Sonnenlicht. Das, was an sonnigen Tagen an Überschuss produziert wird, geht in einen Beton-Schotterspeicher unter den Bodenplatten und wird bei Bedarf wieder zugeführt. Durch diese Neuinvestition ist es bei Metzler jetzt schon möglich, den Betrieb thermisch autonom zu versorgen.

Besonders stolz ist Ingo auf das neue Hochregallager. „Das ist eines der ganz wenigen Lager dieser Art und Größe aus Holz. 1100 Palettenplätze haben wir hier zur Verfügung.“ Und die werden auch laufend gut gefüllt. Denn bei Metzler Naturhautnah steht weder die Kosmetik- noch die Ideenproduktion still. Was genau hier in Arbeit ist, wird natürlich noch nicht verraten.  Als hätte er auf uns gewartet, reckt uns, als wir zum Auto zurückkommen, auch der neugierige Ziegenbock wieder seinen Kopf entgegen – und seine Frisur, die sitzt immer noch perfekt.