Wie wir beim Essen das Klima schützen

Wir wissen längst: Das Klima lässt sich nicht mit einer einzelnen Maßnahme retten. Denn jeder Lebensbereich hat mehr oder weniger Einfluss auf unsere Klimabilanz. Unsere Ernährung ist nur einer davon – allerdings einer, bei dem wir viel Handlungsspielraum haben.

Jede Person in Vorarlberg verursacht im Durchschnitt pro Jahr über alle Lebensbereiche hinweg zwölf Tonnen klimaschädliche Emissionen. Nach dem öffentlichen Sektor und dem Bauen und Wohnen steht die Ernährung gleich an dritter Stelle jener Lebensbereiche, in denen die meisten Emissionen entstehen – mit durchschnittlich 1,8 Tonnen CO2 pro Person und Jahr. Die gute Nachricht: Was wir essen und wie wir einkaufen, hat einen entscheidenden und unmittelbaren Einfluss auf die Klimawirksamkeit unserer Ernährung. Hier lohnt es sich also, einmal genauer hinzuschauen.

Fleisch und Milchprodukte

Alleine der regelmäßige Verzehr von Fleisch und Milchprodukten macht rund eine Tonne und damit mehr als die Hälfte der durchschnittlich durch die Ernährung verursachten Emissionen aus. Die Ursachen liegen hauptsächlich in der Art der Tierhaltung und in der häufig sehr ressourcenintensiven Futtermittelproduktion. Hier gilt: Je intensiver und konventioneller die Landwirtschaft, umso schlechter sind die Endprodukte fürs Klima. Besonders ins Gewicht fallen stickstoffhaltige Düngemittel, der hohe Methanausstoß von Wiederkäuern (z. B. Rinder, Schafe oder Ziegen) und der hohe „Energieverlust“ bei der Fleischproduktion. Denn: Für eine Kalorie aus Fleisch müssen im Durchschnitt zehn Kalorien in Form von Getreide für Futtermittel eingesetzt werden. Oder anders ausgedrückt: Mit derselben Menge an Getreide oder Soja, die für die Produktion von Fleisch für eine Person verbraucht wird, könnten zehn Menschen direkt satt werden.

Getränke, Alkohol und Kaffee

Bei Soft-Getränken und Alkohol, aber auch bei Kaffee geht ein großer Teil der verursachten Emissionen auf das Konto von Herstellung, Verpackung und Transportwegen. Gerade die industrielle Herstellung von Limonaden und die Verarbeitung von Kaffee verbrauchen sehr viel Energie. Ein weiteres Klima-Problem stellen zudem Einwegverpackungen aus Glas, Aluminium und Kunststoff dar. Denn was man oft vergisst: Auch Recycling verbraucht Strom, fossile Brennstoffe und Wasser.

Sonstige Lebensmittel

Unter „sonstige Lebensmittel“ sind all jene Produkte zusammengefasst, die industriell hergestellt werden und damit meist einen hohen Energieaufwand verursachen. Zudem sind solche Produkte häufig aufwendig verpackt und müssen nicht selten gekühlt oder tiefgekühlt werden. Dazu zählen beispielsweise Süßigkeiten oder Fertiggerichte.

* in Tonnen pro Person und Jahr

Obst, Gemüse und Getreideprodukte

Obst, Gemüse und Getreideprodukte fallen klimatechnisch kaum ins Gewicht, da selbst bei vegetarischer oder veganer Ernährung nur ein Bruchteil jener Menge an Getreide und Co für den Direktverzehr benötigt wird, die derzeit für die Fütterung von Rindern, Schweinen oder Hühnern nötig ist. Dennoch fallen auch hier Emissionen für Anbau und Transport an.

Was wir tun können: jede*r für sich und alle gemeinsam

Als Konsument*in hat man keinen direkten Einfluss darauf, wie ein Produkt hergestellt wird, woher der Strom dafür stammt, wie es verpackt oder transportiert wird. Sehr wohl aber hat jede*r Einzelne die Möglichkeit, mit dem persönlichen Lebensstil und den eigenen Kaufentscheidungen Zeichen zu setzen und die Richtung mitzubestimmen, in welche die Lebensmittelproduktion zukünftig gehen soll.

Wer dem Klima – und sich selbst – etwas Gutes tun möchte, kann auf Fleisch und Milchprodukte verzichten, nur Wasser trinken und zum Selbstversorger werden. Das ist gut, aber nicht zwingend notwendig. Denn auch wer ein- bis zweimal pro Woche Fleisch isst und dann noch auf bio, regional und saisonal setzt, wer den Konsum von Milchprodukten reduziert, sich Limonaden, Wein und Co nur gelegentlich gönnt und, wo immer es geht, auf Einwegverpackungen verzichtet, kann seine ernährungsbedingten Emissionen gegenüber dem heutigen Durchschnitt bereits auf weniger als die Hälfte reduzieren. Wenn es uns also gelingt, dass jede*r von uns den eigenen Ernährungsstil nur ein wenig verändert, ist schon viel gewonnen.

Noch mehr Tipps für noch weniger CO2 bei Einkauf und Ernährung

  • weniger Fleisch essen, dafür hochwertige Bio-Qualität (max. 1–2 Mal pro Woche)
  • weniger Milchprodukte konsumieren, dafür hochwertige Qualität
  • generell mehr Bio-Lebensmittel, saisonal und regional einkaufen (im Winter auch aus Südeuropa)
  • auf eingeflogene Produkte aus Übersee verzichten
  • möglichst unverarbeitete und unverpackte Produkte bevorzugen
  • wo Verpackungen notwendig sind: zu Mehrweg greifen, Einweg-Verpackungen vermeiden oder zumindest recyceln
  • häufiger Leitungswasser trinken
  • Getränke möglichst in Mehrweggebinden kaufen
  • Lebensmittel selbst anbauen: auf dem Fensterbrett, auf dem Balkon, im eigenen oder im Gemeinschaftsgarten
* in Tonnen pro Person und Jahr

CHRISTOF DREXEL
ist Klimaschutzexperte und
Obmann von KlimaVOR!, dem
Verein zur Förderung der
Klimaneutralität Vorarlbergs.
Fürs „B’sundrig“ greift er
wichtige Themen zu Klimaschutz
und Ernährung auf.

Mehr zum aktuellen Thema, zum Verein
KlimaVOR! und zu Christof Drexel:
www.klimaVOR.at
www.zwei-grad-eine-tonne.at