Zusammen Wälder wachsen lassen
Anfang April war es wieder so weit: Engagierte Teammitglieder aus den Märkten von Schruns bis Egg sind dem Aufruf von „B’sundrig“-Chefredakteur und „10+1“-Initiator Christian Kerber gefolgt und haben mit ihrem Arbeitseinsatz dazu beigetragen, dass in der KLAR!-Region Vorderwald-Egg bald ein neuer Wald wächst. Wie es ihnen dabei ergangen ist? Das erzählen sie Ihnen am besten selbst.
Es ist ein feucht-kalter Dienstagnachmittag Anfang April, als wir uns zum „10+1“-Pflanztermin in Langenegg treffen. Den ganzen März über hat es nicht geregnet, also ist jeder Schauer heute sprichwörtlich ein Geschenk des Himmels. Denn wenn junge Bäume etwas wirklich dringend brauchen, damit sie an einem neuen Standort Wurzeln schlagen können, dann ist es Wasser. Und deshalb sind wir schließlich hier: zum Bäumepflanzen. Wir, das sind Sabrina und Brigitte vom Sutterlüty Ländlemarkt Schruns, Radmila, Gabriele, Andrea und Marina vom Markt Götzis, Doris vom Markt Hohenems mit ihren Söhnen Noah (6) und Eliah (3) und Minela mit ihrer Hündin Amy aus dem Sutterlüty Markt im KDW in Egg. Aus dem Service-Center in Egg sind noch Verena und Miriam aus der Personalabteilung dabei – und natürlich Christian Kerber, der das Klimaschutz- Projekt „10+1“ bei Sutterlüty leitet.
Bäume fürs Klima? KLAR!
Der Nachmittag startet für uns um 14.30 Uhr beim Gemeindeamt in Langenegg, wo uns Waldaufseher Egon Schelling bereits erwartet. Unser Ziel befindet sich nur wenige hundert Meter weiter im Ortsteil Bommern. Hier, unter dem Hof seines Bruders Stefan, liegt jenes Stück Land von Mathias Eugster, auf dem wir heute Bäume pflanzen sollen. 25 Ar groß ist die Fläche, die bis vor Kurzem noch als Weideland genutzt wurde – und so steil, dass es uns erst einmal die Sprache verschlägt. Bevor wir anfangen, gibt es eine kurze Einweisung von Bezirksförster Christian Natter. Er ist im Landesforstdienst zuständig für die Forstregion Nord, also für die Bezirke Bregenz und Dornbirn, und leitet das Projekt „KLAR!-Region Vorderwald-Egg“. Das ist eine sogenannte Klimawandel-Anpassungsmodellregion. Von denen gibt es österreichweit insgesamt 74 – und seit 2017 auch eine in Vorarlberg. Beteiligt an der KLAR!-Region Vorderwald-Egg sind neun Gemeinden: Doren, Egg, Hittisau, Krumbach, Lingenau, Riefensberg, Sibratsgfäll, Sulzberg und Langenegg – wo wir heute mit anpacken werden.
Wer soll hier Wurzeln schlagen?
Als Erstes erfahren wir, warum wir gerade hier die ersten von 1700 Bäumen pflanzen werden, die dank der Klimaschutz-Aktion „10+1“ in diesem Jahr gesetzt werden sollen: Der Hang ist instabil. An manchen Stellen ist der Boden auch schon abgerutscht. Die Bäume sollen mit ihren Wurzeln dafür sorgen, dass das Erdreich befestigt wird. Deshalb haben Christian Natter und Egon Schelling eine vielfältige Mischung an Baumarten ausgewählt, die schnell und tief wurzeln: Eichen, Kiefern, Weißtannen, Schwarzerlen und Ahorn aus dem Landesforstgarten in Rankweil haben sie dabei. Die kleinen Kiefern sind gerade einmal 20
Zentimeter hoch, sehen aber schon aus wie Bäumchen. Dass hingegen aus den unscheinbaren Zweigen mit ein paar Wurzeln, die die beiden auch noch dabeihaben, irgendwann einmal stattliche Eichen werden sollen, kann man sich noch gar nicht so recht vorstellen.
Auf geht’s, den Hang hinunter
Wir teilen uns in Zweiergruppen auf, schnappen uns pro Gruppe eine Pflanzhaue und ein paar Setzlinge und machen uns an den Abstieg. Das Gras ist rutschig und die Brombeerzweige verhaken sich in unseren Hosen. Davon lassen wir uns aber nicht aufhalten! Auf dem Weg nach unten zeigt uns Christian, wie wir die Baumsetzlinge richtig einpflanzen, und markiert dann die Höhe am Hang, bis wohin welche Bäume gepflanzt werden sollen: Tannen und Ahorn müssen weiter nach unten. Mit den Kiefern können wir schon recht weit oben beginnen, die vertragen Trockenheit besser. Denn neben Starkregen wird es auch so trockene Phasen wie im März in den kommenden Jahren immer häufiger geben – der Klimawandel macht schließlich auch vor dem Bregenzerwald nicht Halt. Direkt in den Abrissen pflanzen wir Schwarzerlen. Einen bis eineinhalb Meter hoch sollten die noch in diesem Jahr werden und besonders schnell Wurzeln bilden. Damit ist der Boden vor weiterer Erosion geschützt. Nach den ersten noch unsicheren Schritten finden wir „in den Tritt“ und legen auch gleich mit der Arbeit los: Eine hackt ein Loch, die andere setzt die Jungpflanze ein. Dann kommt die Erde wieder ins Loch und wird gut festgetreten. Fertig. Immer in Gruppen von zehn bis 15 Setzlingen pflanzen wir eine Baumart, mit einem Abstand von circa zwei Metern um jede Pflanze.
ALLES WÄCHST dank Ihrer Unterstützung!
Insgesamt 1700 Bäume können in diesem Jahr im Rahmen des Klimaschutz- Projektes „10+1“ in Vorarlberg gepflanzt werden. Möglich ist das nur durch Ihre Unterstützung – mit dem Kauf eines Klimaschutz-Pakets „10+1“ ermöglichen Sie die Pflanzung von zehn Bäumen in Togo/Westafrika und eines Baumes in Vorarlberg in enger Zusammenarbeit mit dem Landesforstdienst und der KLAR!-Region Vorderwald-Egg.
klar-anpassungsregionen.at
Mit vereinten Kräften
Auch Egon, Christian, Grundbesitzer Mathias und sein Bruder Stefan mit den achtjährigen Zwillingen Elisabeth und Johannes packen mit an. Die beiden durften heute extra früher aus der Schule heimkommen, um ihrem Göte zu helfen. Sie kennen den Bühel wie ihre Westentasche und kraxeln in ihren kurzen Hosen hangauf und hangab, dass einem ganz schwindelig wird. Auch wir kommen erstaunlich gut voran und fühlen uns im steilen Gelände immer sicherer. Dass wir schon nach den ersten zehn Minuten aussehen wie Maulwürfe, macht uns nichts aus. Wo gepflanzt wird, wird man dreckig. So ist das eben.
550 Bäume und eine Brezel
Nach vier Stunden sind wir fertig: Unglaubliche 550 Bäume haben wir gepflanzt. Wir sind zwar klatschnass und eingegatscht von oben bis unten – aber wir haben es geschafft. Die Brezel vom Sutterlüty Partyservice, die „unser“ Christian nun aus dem Kofferraum zaubert, verputzen wir bis auf den letzten Krümel. Ganz besonders Noah und der kleine Eliah, die so wacker durchgehalten haben, haben sich ein großes Stück verdient. Die süße Amy hat zwar kein einziges Loch gegraben, war uns aber als moralische Unterstützung eine große Hilfe – und bekommt darum selbstverständlich auch etwas ab.
Wir sind es gewohnt anzupacken, so ein Ländlemarkt füllt sich schließlich nicht von selbst mit regionalen Köstlichkeiten. Heute aber sind wir b’sundrig stolz auf uns. Wir haben einen Beitrag dafür geleistet, dass auf diesem kahlen Hang ein stattlicher Wald wachsen wird, der Wind und Wetter trotzen wird. Und das ist ein richtig gutes Gefühl.