Zu Besuch in Egg

Regionalstempel

Wo gegrillt und gefeiert wird, wird auch im Bregenzerwald gerne mit einem kühlen Bier angestoßen. Dass dabei die Wahl b’sundrig oft auf ein „Egger“ fällt, liegt schon lange nicht mehr nur am Traditionsbewusstsein der Wälder*innen – denn in der Brauerei Egg weht inzwischen ein ganz schön frischer Wind.

Für die Egger*innen gehört die kleine, eher unscheinbar wirkende Brauerei in der Gerbe so selbstverständlich zum Ortsbild, als wäre sie schon immer da gewesen. Kein Wunder, schließlich gibt es die Brauerei seit über 130 Jahren und in den vergangenen Jahrzehnten hat sich rein äußerlich nur wenig verändert. Tatsächlich jedoch ist in den letzten Jahren in der Brauerei fast kein Stein auf dem anderen geblieben – zumindest, was die Technik, das Team und TikTok betrifft. Wir haben uns mit Geschäftsführer Lukas Dorner und Braumeister Dominik Lissek getroffen und darüber gesprochen, was sich so alles getan hat.

Lukas Dorner hat 2019 als erster externer Geschäftsführer die Leitung der kleinen Privatbrauerei in Egg übernommen und musste schnell feststellen: „Die Brauerei steht zwar gut da, aber die Bregenzerwälder*innen sind nicht mehr stolz auf ihr Bier. Das wollten wir ändern.“

Ein neuer Braumeister

Da ohnehin einige Pensionierungen anstanden, hatte Lukas die Chance, ein neues Team aufzustellen, das die Vision einer modernen, für die Zukunft gut aufgestellten Brauerei mitträgt. Das Interesse war groß, es gab 15 Bewerbungen. Für Lukas keine Überraschung: „So eine kleine Brauerei gibt für einen Braumeister schon etwas her“, sagt er. „Es ist noch nicht alles digitalisiert und automatisiert. Bei uns hat Bierbrauen noch viel mit Handwerk zu tun.“ Schlussendlich gab es einen klaren Favoriten: Dominik Lissek war zunächst viele Jahre bei der Privat-Brauerei Zötler beschäftigt. Zuletzt war er bei „Allgäuer Alpenwasser“ für die Mineralwasserproduktion zuständig. Doch das Bier, sagt Dominik heute, das habe ihm dort gefehlt. „Bier ist einfach ein interessantes Produkt. Da kann man viel richtig, aber auch viel falsch machen“, sagt er. Als Braumeister in der Brauerei Egg sorgt der gebürtige Franke heute jedoch längst nicht nur dafür, dass beim Brauprozess alles richtig gemacht wird. Er ist auch in alle anderen wichtigen Prozesse eingebunden – vom Rohstoffeinkauf bis zur Personaleinteilung in der Abfüllerei. Außerdem ist er maßgeblich an Produktentwicklungen und der Weiterentwicklung der Brauerei beteiligt.

Hightech und höchste Qualität

Eine der wichtigsten Veränderungen, seit Dominik am Braukessel steht, war ein mutige Investition in die brauereitechnischen Anlagen. Mutig vor allem auch deshalb, weil die Entscheidung in die Coronazeit fiel. „Rückblickend war das genau richtig“, sagt Lukas heute, „so waren wir vorbereitet, als es wieder losging.“ Neben all der Brautechnik ist für die Qualität eines Bieres jedoch hauptsächlich die Qualität der Zutaten entscheidend, zum Beispiel vom Wasser. Dieses stammt in der Brauerei Egg aus einer eigenen Quelle im Ort. Der Haken: „Das Wasser in Egg ist mit 16 °dH sehr hart“, erklärt Dominik. „Deshalb haben wir eine neue Wasseraufbereitungsanlage installiert, die den Härtegrad auf ein Viertel reduziert.“ Gemäß Reinheitsgebot fehlen für ein gutes Bier jetzt eigentlich nur noch Hopfen und Malz. „Der Hopfen für unsere Biere kommt ganz aus der Nähe, aus Tettnang bei Friedrichshafen oder aus der Hallertau in Bayern“, sagt Dominik. Das Malz stammt ebenfalls aus Deutschland, von einer Mälzerei, die im Wesentlichen Gerste aus Deutschland verarbeitet. Doch neben dem Reinheitsgebot gilt in der Brauerei Egg auch ein selbstauferlegtes Qualitätsgebot: „Wir kaufen alles so nah wie möglich. Wenn das allerdings zu Lasten der Qualität geht, dann entscheiden wir uns im Zweifel lieber für längere Wege“, stellt Lukas klar.

Zwei neue Biere

Weiches Wasser, harte Arbeit und beste Rohstoffe. Ist das das Erfolgsgeheimnis der neuen Biere aus der Brauerei Egg? „Das, und eine ganz neue Kommunikationsstrategie“, lacht Lukas. „Wir tanzen jetzt auch auf TikTok.“ Doch dann wird er wieder ernst: „Gut war die Qualität unserer Biere schon immer. Aber die Investitionen der letzten Jahre, das Know-how und die Erfahrung von Dominik haben dazu geführt, dass wir heute in der obersten Liga mitspielen“, sagt Lukas. Dass es sich hierbei nicht um eine rein subjektive Wahrnehmung handelt, wird der Brauerei Egg auch von externer Stelle bestätigt: 2022 räumte die Brauerei mit dem neuen Kellerbier gleich beim „European Beer Star“ ab, einem der renommiertesten Bierwettbewerbe weltweit.Besonders stolz sind Lukas und Dominik auch auf den „Hellen Jokl“. Obwohl Lukas zunächst dagegen war, ein „Helles“ zu produzieren. „ Bei uns ist das Spezialbier das Maß der Dinge“, begründet er seine anfängliche Skepsis. Doch Braumeister Dominik setzte sich schlussendlich durch. Das Ergebnis ist leichtes, bekömmliches Bier mit weniger Alkoholgehalt, das nicht nur bei weiblichen Bierfans gut ankommt. „Ich trinke es inzwischen selbst sehr gerne“, gibt Lukas zu, „weil es sehr süffig und nicht ganz so stark ist, gerade richtig auf den Sommer hin.“

Gutes Bier ist gut. Mehr gutes Bier ist besser.

Inzwischen zeigt sich: Offenbar sind nicht nur die Bregenzerwälder*innen bei ihrem Bier wieder auf den Geschmack gekommen. Die Produktionsmengen sind so schnell gestiegen, dass die Kapazitäten im Lagerkeller bald ausgeschöpft waren. Deshalb wurden im vergangenen August zwei neue Hochtanks angeschafft. „Bei der Gelegenheit haben wir auch gleich die gesamte Tanksteuerung und die Kühlung erneuert“, erzählt Dominik. Damit ist die Brauerei auch für die nächsten Jahre gut gerüstet. „Heuer ist die Flaschenfüllerei dran. Hier investieren wir insgesamt 600.000 Euro“, ergänzt Lukas. Denn eine Tradition, an der die Brauerei Egg ganz bewusst festhalte, sei die Sache mit den Gebinden. „Wir füllen unser Bier ausschließlich in Mehrwegflaschen und Fässer ab“, betont er, „und das wird auch so bleiben.“