Das 100. B’sundrig Magazin


Einblicke durch unseren
b’sundrigen Chefredakteur
Christian Kerber

100 x B’sundrig Magazin oder der geilste Job der Welt!
Interview mit Chefredakteuer Christian Kerber

Schon 14 Jahre ist der Fotograf und Grafikdesigner Christan Kerber beim Sutterlüty Team; zunächst nur bei Fotoreportagen, seit 2011 dann als Chefredakteur. Vom Redesign bis zum öko-sozialem Engagement beim Projekt „10:0“ hat sich inzwischen einiges getan. Wie das „B’sundrig“-Magazin entstanden ist, erzählt uns Christian in einem persönlichen Gespräch.

Wie alles angefangen hat…

Sag mal, Christian, war das „B’sundrig“-Magazin eigentlich deine Idee?

Nein, die Vision eines Kundenmagazins mit Vorarlberger Geschichten kommt von Jürgen Sutterlüty persönlich. Vor 16 Jahren hieß es noch „S’Magazin“. Zu der Zeit machte ich aber schon die ersten Fotos für das Heft. Über diese Schiene bin ich dann auch tiefer in das Projekt eingetaucht, bis ich 2011 zum Chefredakteur wurde. Nach dem Redesign 2015 wurde aus dem „Sutterlüty Magazin“ das heutige „B’sundrig“. Wir haben also schon einen langen Weg hinter uns.

Was macht für dich den Reiz am „B’sundrig“ aus?

Die Geschichten! Das klingt zunächst vielleicht seltsam, weil ich selbst ja nicht unbedingt der Schreiber bin … Aber dafür gibt’s bei uns ja super Redakteurinnen, die machen mein Manko leicht wieder wett. Die Geschichten selbst sind aber spannend: Sie zu finden, sie zu formen, sie direkt bei der Entstehung abzulichten, das ist rundherum ein spannender Prozess. Jede Person, die daran beteiligt ist, bringt ihren eigenen Blick auf die Geschichte mit, und daraus entsteht etwas Neues. Dieses Abenteuer macht mir am meisten Spaß an der Arbeit. Natürlich gibt es immer einen Plan für jedes Magazin. Was dabei aber herauskommt, ist immer wieder sehr individuell; zum Beispiel, weil sich die Rahmenbedingungen geändert haben oder eine Story vorgezogen werden muss, sich ein neues Thema ergibt oder einfach das Wetter beim Fototermin nicht mitspielt. Dann muss man improvisieren.

Hast du ein Lieblingsmagazin?

Das ist eine schwierige Frage, weil mit den Jahren so viele einzigartige Magazine entstanden sind. Vielleicht können wir die Frage etwas umdeuten: Lieblingsmagazine als „richtungsweisende Magazine“. Erfahrungsgemäß sind das meistens auch die Magazine, die b’sundrig gefallen 😉 Wirklich richtungsweisend war für mich meine erste Herbstausgabe aus dem Jahr 2011. Bei diesem Magazin haben wir versucht, ein Thema durch das ganze Heft zu ziehen. Das hat nicht nur dem Redaktionsteam gefallen, sondern ist auch bei unserer Leserschaft sehr gut angekommen. Da ist bei mir der Groschen gefallen: Magazine funktionieren besser, wenn sie ein Thema haben. Es hat dann allerdings noch eine ganze Weile gedauert, bis wir bei den Magazinen angekommen sind, die wir jetzt produzieren.

Gibt es auch etwas, das du jetzt anders machen würdest?

Natürlich, man entwickelt sich ja immer weiter. In den Anfängen des Magazins wurden noch viele Geschichten zugekauft. Das bedeutet, dass zum Beispiel Rezepte, Gesundheits- oder Ausflugstipps von externen Agenturen kamen. Natürlich sind das alles ordentliche Texte und Bilder, aber sie geben einem Magazin keinen eigenen Charakter. Ich nenne solche Hefte immer „Copy-Paste-Magazine“: Nett zum Durchblättern, aber hängen bleibt nix. Mittlerweile kommt im „B’sundrig“ jeder Artikel aus der eigenen Redaktion oder er wird konkret fürs Magazin produziert.

Welche Magazin-Erlebnisse waren für dich besonders beeindruckend?

Für immer in Erinnerung wird mir die Reportage auf der Alpe Tilisuna sein. Mit dem Alpmeister Werner Dobler hatte ich einen Fototermin ausgemacht. „Jojo, kumscht denn halt zu mir uffa“, meinte er im breitem Oberländer-Dialekt. Als ich dann zum besagten Termin in der Früh auf die Alpe kam, hatte ich keinen Schimmer, wo er sein könnte, geschweige denn, wie er aussah. Folglich fragte ich den erstbesten Mann, dem ich auf der Alpe begegnete, ob er Werner Dobler sei und, wenn nein, ob er wisse, wo dieser zu finden wäre? Daraufhin schaute mich der Mann nur fragend an und faselte etwas in einer mir nicht bekannten Sprache. Als ich nicht reagierte, gab er mir zu verstehen, dass ich durch die vermeintliche Eingangstüre gehen solle. Doch dort war niemand, nicht in der Küche, nicht in anderen Wohnräumen. Aber dann hörte ich von einer Seitentüre Stimmen: In dem Raum waren eine Frau und ein Mann am Sennen und Plaudern; auch hier verstand ich kein einziges Wort. Es war kein Englisch, kein Spanisch, und Slawisch war es auch nicht. Sicher nicht Türkisch oder Arabisch, ging ich mögliche Sprachen in meinem Kopf durch. Mit Händen und Füßen erklärten mir die beiden, dass Werner erst später kommen würde.

Das gab mir etwas Zeit dafür, die alpine Idylle auf mich wirken zu lassen: die Abgeschiedenheit, die Stille, das unglaubliche Panorama, die fremde Sprache und der graue Herr, der auf dem Bänkchen vor dem Eingang Mate-Tee trank … ehrlich, ich dachte, ich wäre irgendwo in Südamerika in einem entlegenen Bergdorf angekommen. Nach einem gemeinsamen Frühstück – Bohnen und irgendeine Art Fladenbrot – fragte mich ein junger Mann in türkisen Hemd überraschenderweise in gutem Deutsch, ob ich mit ihm in der Zwischenzeit auf die höhere Alpe fahren wolle. Danach würde Werner sicher da sein.

Also setzten wir uns in einen uralten roten Toyota Allrad-Kombi und fuhren auf einer offenen Straße spitze, ausgesetzte Serpentinen hoch. Vor einem kleinen Felsentunnel blieben wir stehen und machten eine kurze Rast. Da erklärte mir der Mann, dass die Älpler in einer Woche mit allen Tieren hier über diese Straße hoch in die obere Alpe ziehen würden. Mit Sack und Pack. Das Auto voll beladen, der Rest komme über irgendeine uralte Material-Seilbahn. Diese Szenen habe ich mir im Kopf ausgemalt. „Wow! So etwas erleben dürfen …“, dachte ich dann, „ich hab den geilsten Job der Welt!“ Und solche Momente erlebe ich immer wieder.

Und was ist aus deinem Termin geworden? Ist Werner Dobler noch gekommen?

Jaja, wir haben uns nachher wieder in der unteren Alpe getroffen. Da hat er mir dann auch erzählt, dass die Älpler hier Brasilianer sind. Das sei nicht ungewöhnlich, weil in Brasilien viele deutschsprachige Auswanderer leben. Deshalb ist auch der Nachname der Familie auf der Alpe ein deutscher: Wohlfahrt.

Kommen Verständigungsprobleme dieser Art denn öfter vor?

Eigentlich nicht! (lacht) Durch die Regionalität habe ich sehr viel mit Vorarlbergern zu tun. Verständigungsprobleme können aber auch dort passieren, wo man sie nicht vermuten würde. Meine Mama ist eine Bregenzerwälderin und obwohl ich selbst, wie man im Wald so schön sagt, „am Land“ aufgewachsen bin, war ich in jungen Jahren praktisch jedes Wochenende im Bregenzerwald. Als Erwachsener hat es mich ganz in den Bregenzerwald verschlagen, der Liebe wegen, wie könnte es anders sein. (schmunzelt) Ich dachte also, Bregenzerwälderisch stellt mich sprachlich vor keine Herausforderung … Bis ich eine Reportage über die Alpe Vorderüntschen gemacht habe. Peter Kohler heißt der Senner dort. Da man als Älpler sehr früh aufsteht und ich das auch bildlich so festhalten wollte, habe ich auf der Alpe übernachtet. Jedenfalls saßen wir am Abend am Küchentisch zusammen und aßen Stopfar. Ich lauschte aufmerksam, was die Herren miteinander so redeten – das war breitester Hinterwälder Dialekt, soviel war klar. Aber was genau Peter von sich gab, das konnte ich beim besten Willen nicht verstehen. Ich musste mehrmals fragen, wann wir am kommenden Morgen aufstehen würden, damit ich fotografisch auch nix verpasse. 😉

Das klingt so, als hättest du schon viel erlebt! Aber geht einem bei so vielen Magazinen nicht irgendwann der Stoff aus? Oder anders gefragt, gibt’s noch regionale Partner, die du noch nicht vorgestellt hast?

Keine Sorge, da gibt es noch eine Menge. Dazu kommt, dass sich bei unseren Partnern ja auch immer was tut. Nach so vielen Jahren Sutterlüty Magazin kommt zum Beispiel bei einem Partner ein neues Produkt dazu, der andere steht vor dem Generationenwechsel, wieder ein anderer gibt seine Expertise an neue Partner weiter.

Manche Geschichten sind so gut, dass man sie auch öfter erzählen kann. So geht es mir zum Beispiel mit unserer Fischerin vom Bodensee, Regula Bösch. Da steht der Generationenwechsel unmittelbar bevor und außerdem ist es auch fotografisch eine so tolle Geschichte, dass es sich lohnen würde, sie noch einmal aufzuschreiben. Ganz nebenbei haben wir das letzte Mal 2012 von Regula berichtet. Höchste Zeit also, sie wieder einmal mit dem Magazin zu besuchen.

Und welche neuen Geschichten möchtest du unbedingt noch erzählen?

Da muss ich jetzt ein bisschen aufpassen. Zu sehr will ich mir ja nicht in die Karten schauen lassen (lacht). Aber natürlich gibt es da etwas: Zum Beispiel den Lammbauern, der seine Schafe mit auf seine schön gelegene Alpe nimmt. Da habe ich schon konkrete Bilder im Kopf: Frühmorgendlicher Alpaufzug mit weißen Wollknäueln in imposanter Kulisse. Jetzt bitte nicht nachmachen, die Idee hab ich schon seit zwei Jahren!

Warum hast du es dann noch nicht gemacht?

Ganz einfach, mal ist es sich zeitlich nicht ausgegangen, mal hat das Wetter beim Auf- oder Abzug nicht mitgespielt. Im Jahr gibt es ja jeweils nur zwei mögliche Termine für diese Reportage.

Wer ist eigentlich an einem Magazin alles beteiligt?

Das sind einige. Amelie von der Agentur steht für Fragen jeglicher Art bereit. Es ist immer gut, wenn ein Externer eine zweite Meinung in den Prozess einbringt. Redaktionell stemmen Carmen und Lisa das meiste im Magazin. Natürlich gibt es auch Gast-Rubriken von FAQ Bregenzerwald, buero balanka oder Peter Natter. Mit Corinna stimme ich das Vorteilskartenprogramm ab und mit dem Einkauf die Produkte, die im Magazin vorgestellt werden. Helmut fotografiert und recherchiert für uns die Rubrik Unterwegs in der Natur. Alles andere fotografiere meistens ich, aber wenn es sich zeitlich nicht spielt, übernehmen das auch gerne Lukas, Christoph, Nina oder Darko. Patsy hilft mir bei jeder Art von Dekoration, Barbara macht den Kinderbasteltipp, Nicole kocht das Blitzrezept und mit Kathrin stimme ich Sutterlüty Aktuell ab. Zusammen mit Liselotte schau ich immer dazu, dass wir unser Klimaprojekt 10:0 in irgendeiner Form ins Magazin bringen. Ariane checkt die ernährungstechnischen Themen, Merle lektoriert das Heft, Sarah bringt sich immer wieder tatkräftig ein und gestaltet das ganze Magazin bis zum Druck, Armin macht die Bildbearbeitung und Proofs, Peter ist unser Ansprechpartner beim Druck. Verteilt wird das B’sundrig schließlich durch russmedia sowie dem Lesezirkel und es liegt natürlich bei uns in den Märkten auf. Da kommen ganz schön viele Personen zusammen (lacht).

Und wie werden die Inhalte fürs Magazin geplant? Gibt es dafür irgendwelche Richtlinien?

Die Inhalte planen wir immer schon ein Jahr im Voraus. Jedes einzelne Magazin wird aber vor dem Redaktionsstart nochmal besprochen. Da kann es schon passieren, dass ein Heft grundlegend geändert wird. Klare Richtlinien für den Inhalt gibt es aber nicht. Wichtig ist mir, dass unsere Geschichten von etwas berichten, das man sonst eher weniger zu lesen bekommt. Wir wollen die Storys so erzählen, wie sie sind, aber immer mit dem Blick auf das Schöne oder Einzigartige in der Geschichte. Deshalb stellen wir auch ganz normale Personen in den Mittelpunkt und geben ihnen eine Bühne. Da ist es dann doch oft überraschend, dass diese etwas können oder wissen, was anderen ganz neu ist. Das sind unsere Helden des Alltags, nicht die Stars oder große Firmen, die wir eh alle schon kennen. Und noch etwas ist mir wichtig: Ich bin zwar der Chefredakteur und damit schlussendlich auch der Verantwortliche, aber das Magazin muss nicht mir alleine gefallen – die meisten Entscheidungen fällen wir im Team.

Hast du freie Hand was die Themenwahl im Magazin betrifft?

Da gab es noch nie eine Einschränkung von Jürgen oder Alexander (Anm.: die Geschäftsführer). Natürlich bin ich mir bewusst, dass wir das B’sundrig für Sutterlüty machen. Daher können wir nicht von konkurrierenden Produkten berichten. Was es aber schon gibt, ist ein breites Spektrum an Themen, die nicht direkt mit Sutterlüty zu tun haben, aber trotzdem denselben Spirit wie wir tragen. Das erweitert unseren Aktionsradius im Magazin enorm und macht es auch für ein breiteres Publikum interessant. Über den Tellerrand hinauszublicken ist also ausdrücklich gewünscht!

Letzte Frage: Was dürfen wir uns vom B’sundrig in Zukunft noch erwarten?

Das Magazin hat sich bereits in der Vergangenheit und wird sich auch weiterhin immer wieder verändern. Das werden keine großen Schritte sein, aber wir werden inhaltlich wie auch gestalterisch sicher mit der Zeit gehen. Eine große Sache möchte ich schon in naher Zukunft angehen: Die Geschichten sollen sich nicht nur im Magazin abspielen, sondern auch über andere Medienkanäle laufen. Teilweise machen wir das natürlich jetzt schon, aber da können wir sicher noch einiges mehr leisten. Das ist für mich das nächste große Projekt!

Vielen Dank Christian!

Wir danken Christian Kerber nicht nur für diese Einblicke die er uns gewährt hat, sondern auch für die vielen, b’sundrigen Magazine!

Wir wünschen Ihnen nun ganz viel Spaß beim Durchblättern.